Mein erster und missglückter Versuch Isolde mit dem Flugzeug abzuholen
Nur wenig später entdeckte ich zwei Wachttürme,
einen direkt in meiner Flugrichtung, den anderen ein paar Hundert Meter rechts
davon. Sofort bog ich rechts ab, mit der Absicht genau zwischen beide Türme zu
fliegen, kam aber viel näher am linken Turm vorbei. Als ich den Eisernen
Vorhang überquerte war ich nur etwa fünfzig Meter, vielleicht nicht mal so
weit, von diesem Turm entfernt. In dem standen zwei Wachtposten. Beim
Vorbeifliegen war ich auf derselben Höhe wie sie. Sie schauten mit erschrockenen
Augen, wild gestikulierend auf mich. Nur während einiger Sekunden sah ich ihre
Überraschung aber auch ihre Empörung. Dann verlor ich sie bereits aus dem
Blickfeld. Nun musste ich meine Aufmerksamkeit etwas ganz anderem widmen.
Es galt ja das Feld und Isolde so schnell wie
möglich zu finden, das heißt: falls sie überhaupt noch dort war. Die Uhr zeigte
bereits sieben Minuten nach acht und ich fürchtete, dass sie das Feld verlassen
hatte. Das wäre ja fatal, gerade jetzt, wo ich ihr so nahe war!
Schon bald lag das Feld vor mir. Ich nahm
eine geeignete Landeposition ein, gleichzeitig nach Isolde mit ihrem roten
Kopftuch Ausschau haltend. Aber vergebens! Kein Tuch! Keine Isolde! Mein
Flugzeug und ich sanken Meter um Meter, während ich verzweifelt in jedem Busch,
jedem Graben nach ihr suchte, jedoch ohne sie zu entdecken. Hatte sie bereits
das Feld verlassen oder hielt sie sich noch irgendwo in den Büschen auf? War
sie vielleicht eingeschlafen? Sie lag doch nicht unter einem Busch schlafend!?
Unmöglich. Nicht in dieser Nässe. Nur wenige
Meter über dem Boden entschied ich mich nicht zu landen, da es sinnlos
erschien. Statt dessen gab ich Vollgas, stieg steil mit meiner Cessna auf
fünfzig Meter hinauf. Um sicher zu sein, dass Isolde wirklich nicht mehr auf
dem Feld war, flog ich noch eine Runde. Als ich sie dennoch nicht erblickte,
musste ich mit traurigem Herzen einsehen, dass ich zu spät gekommen war, dass
sie wirklich gegangen sein musste.
In dieser Situation konnte ich nichts anderes
tun, als nach Österreich und zum Flugplatz in Aspern zurückzufliegen. Aber über
welchen Teil der Grenze sollte ich es wagen? Am Besten, wäre es wohl nochmals
die selbe Stelle zu wählen an der ich hereinflog….Die Wachtposten, die mich kurz
zuvor gesehen hatten, könnten glauben, dass ich mich verflogen aber meinen
Fehler bemerkt hätte und jetzt nichts anderes als zurück wollte. Sie müssten ja
verstehen, beinahe gesehen haben, dass ich nicht gelandet bin. Gerade darum
würden sie mir vielleicht passieren lassen ohne zu schießen?
Erneut auf niedriger Höhe näherte ich mich
zum zweiten Mal beiden Türmen…Wiederum konnte ich die Wachtposten und sie mich
aus nächster Nähe beäugen. Sie waren immer noch sehr erregt und schüttelten
ihre geballten Fäuste mir und meiner verschwindenden Cessna entgegen. Ich aber winkte
ihnen freundlich zu, so als ob ich mich entschuldigen wollte. Vielleicht ließen
sie sich so besänftigen. Jedenfalls hörte ich keine Gewehrschüsse. Nur fünf
Sekunden später hatte ich schon den Grenzfluss überquert und Schutz hinter
einigen Bäumen gefunden, fünf lange, furchtbar spannende Sekunden.
Es war ein zutiefst unglücklicher Pilot, der
an diesem Morgen auf dem Flugplatz in Aspern landete.
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