måndag 22 februari 2016

Isolde allein am Feld beim ersten Fluchtversuch auf HC wartend
Dieser Abschnitt wurde von Isolde verfasst.

Das Auto mit HC rollte vorsichtig den holprigen Pfad voller Traktorspuren entlang, bis hin zur Landstraße. Dort verschwand es aus meinem Blickfeld. Von nun an war ich in diesem engen Graben, längs einer Wiese, die ich kaum in der Dunkelheit erahnte, völlig auf mich allein gestellt. Die Finsternis war angsteinjagend: es gab keinen Mondschein, nicht mal einen Sternenhimmel. Das dunkle Himmelsgewölbe erschreckte mich. Ich fühlte mich einsam und verlassen. HC hatte mir freilich von diesem Platz erzählt, aber erst als ich ihn sah, begriff ich wie öde er wirklich war. Meine Kleidung, für diese Situation eine ganze Nacht unter freiem Himmel in einem sumpfigen Graben zu verbringen, war äußert ungeeignet. Ich wickelte meinen Regenmantel so gut es ging um mich und setzte mich von meinem engen Rock behindert auf meine Handtasche, im Schutze einiger Büschen. Um den Kopf wickelte ich mein rotes Tuch.

Ich fragte mich wie ich hier die Nacht verbringen sollte. Hasse würde ja nicht vor der Morgendämmerung kommen – falls er überhaupt kommt, genauer gesagt. Dann soll ich ihm mit dem Schal zuwinken. Aber bis dahin war es noch lang, ich musste noch viele Stunden durchhalten. Wie viele Stunden sind es eigentlich, dachte ich nervös und zählte sie unruhig einer nach der anderen an meinen Fingern ab. Sieben-acht vielleicht, eine wahnsinnig lange Zeit für jemanden wie mich, der fast nachtblind war und schon unter normalen Umständen die Dunkelheit nicht mochte.

Was man mit einem Sinn nicht wahrnehmen kann, gleicht man mit anderen aus, was bedeutete, dass jedes Rascheln im Gras entlang des Baches und jedes Rauschen im Laub der Erlen mich erschreckten. Ich spürte, wie mir kalte Schauer über den Rücken liefen, bekam Gänsehaut am ganzen Körper. Es war unangenehm nicht zu wissen, was die Geräusche verursachte! Manchmal wurde es ganz still, eine Stille, die nur vom Flügelschlag unterbrochen wurde. Ich glaubte, er käme von Fledermäusen. Doch plötzlich erschauderte mich ein ausdauernd surrendes Geräusch verursacht von einem näherkommenden Mückenschwarm, der mein Blut begehrte. Meine nackten Beine und Hände, mein Gesicht und mein Nacken wurden alle Ziel ihrer intensiven Attacken. Die vielen Bisse juckten unerträglich, bis ich mich an die kleine Flasche mit Mückenöl erinnerte, die mir HC im Nebenbei in die Tasche gesteckt hatte. Dieser Junge hatte doch an alles gedacht, wie lieb von ihm.
………….

Entspanne dich Isolde, sagte ich mir, behalte doch die Ruhe, es sind ja nur Insekten, nicht wert eine Unmenge Adrenalin zu vergeuden. Zu meinem Erschrecken hörte ich aus der Ferne ein dumpfes und anhaltendes Geräusch, das immer näher kam. Schon fielen die ersten Regentropfen, gefolgt von Blitzen, die den ganzen Himmel erhellten. Kurz danach goss es so intensiv als wären alle Himmelspforten geöffnet.

Meine Situation, bisher unangenehm, verschlimmerte sich jetzt noch. Ich versuchte mich so klein wie möglich zu machen, um durch meinen Regenmantel einigermaßen geschützt zu werden, aber er reichte nicht, um meinen Rumpf zu bedecken. Die Nässe, die den Mantel durchdrang und meine kalten Füße, beide ganz schön unbehaglich, nichts nachdem man sich sehnte. Noch unerträglicher waren meine zunehmende Furcht vor dem schrecklichen Gewitter und meine Erinnerungen vom Kriege, die mich jetzt bedrängten und die ich am liebsten für immer und ewig vergessen hätte. Damals war ich nur drei ein halb Jahre. Gemeinsam mit meiner Familie waren wir gezwungen, in einem Straßengraben Schutz vor den Bomben zu suchen und ich erinnerte mich schaudernd daran, wie meine Mutter mich dicht an den Boden drückte, während die Bomben um uns herum explodierten, Phosphor den Himmel erleuchtete wie ein Feuerwerk. Bis zum heutigen Tage liegt mir immer noch der Erdgeruch in der Nase. Ich fühlte mit Schaudern den kalten, feuchten Boden von damals.

Nach und nach entfernte sich das Gewitter und der Regen nahm ab. Mit Mühe stand ich auf, streckte meine steifen Glieder. Wie ein nasser Hund schüttelte ich die Regentropfen von mir, fror und versuchte mich so gut wie möglich durch verschiedene Bewegungen aufzuwärmen. Zu  laufen traute ich mich nicht aus Furcht, dass man mich entdecken konnte. Außerdem hinderten mich daran meine ehemals schönen Schuhe, die jetzt fest im Morast steckten.


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