måndag 22 februari 2016

Eine Rezension von
Dr. Hans Blix, Ehemaliger Außenminister und Chef der Atomenergiebehörde -
in der schwedischen Zeitschrift „NU“ publiziert und ins deutsch übersetzt.

Das Buch „Die Flucht über den Eisernen Vorhang“ von Hans Christian und Isolde Cars bietet dem Leser ein atemberaubendes, spannendes und erheiterndes Erlebnis. Hans Christian beschreibt wie er während des kalten Krieges 1965 auf dem Weg zu einem Studententreffen in Prag in einem überfüllten Zug in der DDR Isolde traf. Diese strahlte gleichviel Begabung wie weibliche Anziehungskraft aus. Sie ist auf dem Weg, Freunde in Budapest zu treffen. Dorthin zieht es auch Hans Christian, nach seinem Besuch in Prag, genau so unwiderstehlich wie es eine Motte zum Licht zieht. Genauso unwiderstehlich zieht es ihn nach ihr in Ostberlin auf dem Heimweg nach seinem Studium in Genf. Nun entflammt ein Feuer, das noch immer brennt.
   
Beinahe fünfzig Jahre verheiratet lässt uns Hans Christian, unterstützt von Isolde, daran teilnehmen, wie die beiden Isoldes Flucht aus der DDR planten und wie es Hans Christian mit taufrischem Flugschein in der Tasche gelang, eine Cessna in Österreich zu mieten und nach unendlich die Nerven beraubenden Momenten schließlich beim zweiten Flug über den Eisernen Vorhang gelang, Isolde auf einer Weide in der Tschechoslowakei zu holen um gemeinsam mit ihr in die Freiheit zu fliegen. Während man die Buchseiten nur so verschlingt, sucht man nach dem richtigen Adjektiv. Mutig, ja, gewiss! Dummdreist? Nein. Neben der passionierten Sehnsucht bewahrte er die ganze Zeit einen klaren, kühlen Kopf, bewundernswert diszipliniert aber auch flexibel genug kalkulierte er, wie er auftauchende Probleme bewältigen konnte. - Verwegen oder tollkühn sind vielleicht die Worte, die ich suche.

Das Buch schildert den Kampf zweier jungen Menschen, während des kalten Krieges, in dem ein unmenschliches Sowjetregime einen Eisernen Vorhang über Europa senkte, Gesellschaften trennte und Menschen daran hinderte, sich zu vereinen. Das Regime kollabierte an eigener Schwäche und weil die freie Welt Stärke und Entschlossenheit zeigte mit einem Gesellschaftssystem, fähig, sowohl Freiheit wie auch Wohlstand zu gewährleisten. Es ist gut daran erinnert zu werden, dass wir heute in einem – wenn auch nicht problemlosen –  doch freien Europa leben und dass wie auf strategischer Ebene genau so stark sein sollten wie Hans Christian und Isolde es auf individueller Ebene waren.




Qualen, Warten und ungewisses Wetter

Vor einer Stunde hatte ich als Pilot eines einmotorigen Sportflugzeuges, einer Cessna, am Wiener Flughafen um Starterlaubnis gebeten. Der Flugleitung teilte ich mit, dass ich nach Salzburg fliegen wollte. Meinen Pilotenschein und andere Dokumente hatte man geprüft und mein Ansuchen genehmigt, mich aber gleichzeitig vor einem aufziehenden Tiefdruck gewarnt. Es wurden dicke, tiefliegende Wolken, heftiger Regen und Gewitter erwartet. Das Unwetter schien auch zuzunehmen, statt abzuklingen. Da mir mein Flugschein kein Erlaubnis einräumte, nach Einbruch der Dunkelheit zu fliegen, würde ich jedenfalls nicht vorm Morgengrauen starten können, und jetzt war ich mir nicht mal sicher, ob ich eben dann – wegen des schlechten Wetters – starten könnte!

Im Warteraum in dem ich nun ungeduldig auf das Morgenlicht wartete hingen an der Decke ein paar lange fluoreszierende Röhrenlampen deren kaltes bläuliches Licht über die spartanische Einrichtung fiel. Entlang einer der Wände stand eine lange Holzbank worauf ich mich setzte, um die Zeit tot zu schlagen. Diese erschien mir jedoch unendlich lang. Mein Blick fiel nun auf eine runde weiße Uhr mit schwarzen Zeigern, die auf der gegengesetzten Wand hing. Sie bewegte sich kaum. Jede Minute erschien mir wie eine Ewigkeit. Manchmal hatte ich den Eindruck, als ob die Uhr stehengeblieben sei, dann aber rückte plötzlich der Minutenzeiger ein Stück weiter, um mich darauf aufmerksam zu machen, dass eine neue Ewigkeit begonnen hatte. Ich war furchtbar müde, erlaubte mir aber nicht einzuschlafen, da ich mich auf keinen Fall verschlafen durfte.

Aus welchem Grund saß ich eigentlich -  in dieser tiefen Nacht zum 19. August 1966 – auf einem scheinbar leeren Flugplatz, auf die Dämmerung wartend.  Der Grund hieß Isolde.  So bald es hell wurde, sollte ich sie mit einem kleinen Sportflugzeug, das ich eben zu fliegen gelernt hatte, auf einer Wiese in der Tschechoslowakei abholen und über den Eisernen Vorhang gen Westen hinausfliegen.

Vor 16 Monaten hatten wir uns in einem Zug am Ostberliner Hauptbahnhof getroffen.  Nach drei Monaten trafen wir uns wieder, nach weiteren drei Monaten waren wir uns sicher ein gemeinsames Leben führen zu wollen, was leichter gesagt als getan war. Die Berliner Mauer war gerade mal vier Jahre alt und sah überhaupt nicht brüchig aus. Für Isolde gab es keine Chance auf legalem Weg aus der DDR zu mir nach Schweden zu kommen. Wir mussten deshalb für sie einen Fluchtweg finden.

Viele Fragen häuften sich. Wie sollten wir unsere Idee verwirklichen? Hatten wir überhaupt eine realistische Chance auf Erfolg? Was konnten wir tun, um die Risiken zu minimieren? All dies hatten wir diskutiert und so gut wie wir es vermochten beantwortet. Im Geheimen fragte ich mich jedoch, ob Isolde, die mich letztlich nur sporadisch für kurze Zeit traf, wirklich ihr Leben aufs Spiel setzen würde, um es mit mir zu teilen. Auch auf diese Frage sollte ich schon bald eine Antwort bekommen.

Bereits von Anfang an verstanden wir wie waghalsig unser Plan war, schoben doch, wie viele andere junge verliebte Paare, unsere Ängste in den Hintergrund. Wir waren von  Hoffnung und romantischen Träumereien, aber auch von Unruhe und Sehnsucht erfüllt. Als 26-jähriger wurde ich von einer intensiven, beinahe kindlichen Anspannung vor dem bevorstehenden Abenteuer angespornt. Doch jetzt, als es bereits vor der Tür stand, mich draußen in der Dunkelheit herausforderte, erschien mir das Alles gar nicht mehr so verlockend. Statt mich romantischen Gefühlen hinzugeben überkam mich eine ängstliche Beklommenheit vor dem was mit uns geschehen könnte. Eine Menge unterschiedlichster Unfallszenarien wanderten durch mein von Angst geplagtes Hirn.

Wir hatten jetzt den Höhepunkt eines zehn Monate andauernden Wartens und detaillierten Vorbereitens erreicht. Trotzdem gab es noch vieles was schief gehen könnte. Vielleicht würde ich nicht mal den Platz finden, auf dem ich landen sollte. Obwohl ich das Feld selbst ausgewählt hatte, war mir doch das umliegende Gebiet grössten Teils unbekannt. Ein Pilot mit einem neulich erhaltenen Flugschein kann sich leicht in einem ungewohnten Luftraum verirren. Meine praktische Ausbildung in Bezug auf Navigation hatte nur ein paar Stunden gedauert, eine sehr kurze Zeit in Anbetracht der Aufgabe vor der ich nun stand. Meine vorher empfundene Begeisterung angesichts des geplanten Abenteuers hatte sich plötzlich in Luft aufgelöst. Die Herausforderung, die bisher eine meiner Antriebskräfte war, spornte mich nicht weiter an. Ich fühlte mich unwohl, hatte einfach Angst und hätte am liebsten alles hingeschmissen, wenn ich Isolde nur in meine Arme hätte schließen und ihre warme zarte Wange an die meine drücken können.

Ich stellte mir vor wie sie ganz alleine im Dunkeln bei einem Rinnsal am Rande einer Weide auf der Ostseite der Grenze zur Tschechoslowakei mit derselben Angst, die auch ich hatte, auf mich wartete. Verglichen mit ihr hatte ich es bedeutend besser in einem, wenn auch langweiligen doch trockenen, warmen und hell erleuchteten Raum, während sie sich gegen Mücken in der feuchten Dunkelheit wehren musste und gleichzeitig einen sicherlich noch schwereren Kampf gegen ihre Angst führte.

Nach einer guten Stunde verließ ich das armselige Zimmer, um die Meteorologen aufzusuchen. Sie waren gerade damit beschäftigt die aktuellen Wetterdaten zu analysieren mit allem was dazu gehört wie Luftdruck, Temperatur, Windverhältnisse, etc. Wer sich schließlich mir und meinem Anliegen widmete war ein etwas älterer Herr mit kahlem Scheitel, grauen Haaren an den Schläfen, buschigen Augenbrauen, dazu einem üppigen Schnurrbart sowie Koteletten, die bis zu den Mundwinkeln reichten. Ungefähr so muss Kaiser Franz Josef mal ausgesehen haben, dachte ich. Als ich ihm zeigte welche Route ich fliegen wollte, schüttelte er besorgt seinen Kopf und sprach:
-          Junger Herr, für einen Flug in einer kleinen Cessna von hier nach Salzburg ist die gegenwärtige Wetterlage wirklich nicht geeignet. Das zunehmende Unwetter wird wahrscheinlich die restliche Nacht und den ganzen Vormittag dauern.

Dann fügte er hinzu, als ob er mich trösten wollte, dass das Wetter gegen Mittagszeit etwas besser werden könnte. Für mich war dies kein großer Trost. Ich bedankte mich aber höflich für seine deprimierende Prognose, während ich mit hart auf einander gepressten Lippen alle Wettermächte verfluchte, die sich versammelt hatten, um meine Pläne so erbarmungslos zu durchkreuzen. Auf Grund eines anhaltenden Tiefdrucks war ich also in eine Situation geraten, in der meine ganze Mühe, alle meine Pläne, Vorbereitungen und Hoffnungen zwecklos erschienen, und buchstäblich dem Bach herunter gespült werden konnten.

Seit einem knappen Jahr hatte ich wirklich versucht alle Eventualitäten vorauszusehen. Jeder Schritt in der geplanten Kette von vorhersehbaren Ereignissen war genau vorbereitet, jedenfalls so fern es überhaupt möglich war. Von Anfang an war mir völlig bewusst, dass ich nichts dem Zufall überlassen durfte,  dass alles im kleinsten Detail geplant und genau klappen musste. Aber wer zum Teufel kann das Wetter planen!? Das gelang ja nicht mal bei der Invasion der Normandie, die unbestreitbar ein etwas grösseres Projekt war, als das, worauf ich mich eingelassen hatte!


Durchs Fenster in die dunkle Nacht hinausblickend erschien mir diese beinahe unheimlich, sogar unheilbringend. Mutlos schlug ich mich wieder auf meiner schon vertrauten Holzbank nieder. Bis zum frühen Einbruch des Tages musste ich noch viele unruhige Stunden ausharren.
Isolde allein am Feld beim ersten Fluchtversuch auf HC wartend
Dieser Abschnitt wurde von Isolde verfasst.

Das Auto mit HC rollte vorsichtig den holprigen Pfad voller Traktorspuren entlang, bis hin zur Landstraße. Dort verschwand es aus meinem Blickfeld. Von nun an war ich in diesem engen Graben, längs einer Wiese, die ich kaum in der Dunkelheit erahnte, völlig auf mich allein gestellt. Die Finsternis war angsteinjagend: es gab keinen Mondschein, nicht mal einen Sternenhimmel. Das dunkle Himmelsgewölbe erschreckte mich. Ich fühlte mich einsam und verlassen. HC hatte mir freilich von diesem Platz erzählt, aber erst als ich ihn sah, begriff ich wie öde er wirklich war. Meine Kleidung, für diese Situation eine ganze Nacht unter freiem Himmel in einem sumpfigen Graben zu verbringen, war äußert ungeeignet. Ich wickelte meinen Regenmantel so gut es ging um mich und setzte mich von meinem engen Rock behindert auf meine Handtasche, im Schutze einiger Büschen. Um den Kopf wickelte ich mein rotes Tuch.

Ich fragte mich wie ich hier die Nacht verbringen sollte. Hasse würde ja nicht vor der Morgendämmerung kommen – falls er überhaupt kommt, genauer gesagt. Dann soll ich ihm mit dem Schal zuwinken. Aber bis dahin war es noch lang, ich musste noch viele Stunden durchhalten. Wie viele Stunden sind es eigentlich, dachte ich nervös und zählte sie unruhig einer nach der anderen an meinen Fingern ab. Sieben-acht vielleicht, eine wahnsinnig lange Zeit für jemanden wie mich, der fast nachtblind war und schon unter normalen Umständen die Dunkelheit nicht mochte.

Was man mit einem Sinn nicht wahrnehmen kann, gleicht man mit anderen aus, was bedeutete, dass jedes Rascheln im Gras entlang des Baches und jedes Rauschen im Laub der Erlen mich erschreckten. Ich spürte, wie mir kalte Schauer über den Rücken liefen, bekam Gänsehaut am ganzen Körper. Es war unangenehm nicht zu wissen, was die Geräusche verursachte! Manchmal wurde es ganz still, eine Stille, die nur vom Flügelschlag unterbrochen wurde. Ich glaubte, er käme von Fledermäusen. Doch plötzlich erschauderte mich ein ausdauernd surrendes Geräusch verursacht von einem näherkommenden Mückenschwarm, der mein Blut begehrte. Meine nackten Beine und Hände, mein Gesicht und mein Nacken wurden alle Ziel ihrer intensiven Attacken. Die vielen Bisse juckten unerträglich, bis ich mich an die kleine Flasche mit Mückenöl erinnerte, die mir HC im Nebenbei in die Tasche gesteckt hatte. Dieser Junge hatte doch an alles gedacht, wie lieb von ihm.
………….

Entspanne dich Isolde, sagte ich mir, behalte doch die Ruhe, es sind ja nur Insekten, nicht wert eine Unmenge Adrenalin zu vergeuden. Zu meinem Erschrecken hörte ich aus der Ferne ein dumpfes und anhaltendes Geräusch, das immer näher kam. Schon fielen die ersten Regentropfen, gefolgt von Blitzen, die den ganzen Himmel erhellten. Kurz danach goss es so intensiv als wären alle Himmelspforten geöffnet.

Meine Situation, bisher unangenehm, verschlimmerte sich jetzt noch. Ich versuchte mich so klein wie möglich zu machen, um durch meinen Regenmantel einigermaßen geschützt zu werden, aber er reichte nicht, um meinen Rumpf zu bedecken. Die Nässe, die den Mantel durchdrang und meine kalten Füße, beide ganz schön unbehaglich, nichts nachdem man sich sehnte. Noch unerträglicher waren meine zunehmende Furcht vor dem schrecklichen Gewitter und meine Erinnerungen vom Kriege, die mich jetzt bedrängten und die ich am liebsten für immer und ewig vergessen hätte. Damals war ich nur drei ein halb Jahre. Gemeinsam mit meiner Familie waren wir gezwungen, in einem Straßengraben Schutz vor den Bomben zu suchen und ich erinnerte mich schaudernd daran, wie meine Mutter mich dicht an den Boden drückte, während die Bomben um uns herum explodierten, Phosphor den Himmel erleuchtete wie ein Feuerwerk. Bis zum heutigen Tage liegt mir immer noch der Erdgeruch in der Nase. Ich fühlte mit Schaudern den kalten, feuchten Boden von damals.

Nach und nach entfernte sich das Gewitter und der Regen nahm ab. Mit Mühe stand ich auf, streckte meine steifen Glieder. Wie ein nasser Hund schüttelte ich die Regentropfen von mir, fror und versuchte mich so gut wie möglich durch verschiedene Bewegungen aufzuwärmen. Zu  laufen traute ich mich nicht aus Furcht, dass man mich entdecken konnte. Außerdem hinderten mich daran meine ehemals schönen Schuhe, die jetzt fest im Morast steckten.


Mein erster und missglückter  Versuch Isolde mit dem Flugzeug abzuholen

Nur wenig später entdeckte ich zwei Wachttürme, einen direkt in meiner Flugrichtung, den anderen ein paar Hundert Meter rechts davon. Sofort bog ich rechts ab, mit der Absicht genau zwischen beide Türme zu fliegen, kam aber viel näher am linken Turm vorbei. Als ich den Eisernen Vorhang überquerte war ich nur etwa fünfzig Meter, vielleicht nicht mal so weit, von diesem Turm entfernt. In dem standen zwei Wachtposten. Beim Vorbeifliegen war ich auf derselben Höhe wie sie. Sie schauten mit erschrockenen Augen, wild gestikulierend auf mich. Nur während einiger Sekunden sah ich ihre Überraschung aber auch ihre Empörung. Dann verlor ich sie bereits aus dem Blickfeld. Nun musste ich meine Aufmerksamkeit etwas ganz anderem widmen.

Es galt ja das Feld und Isolde so schnell wie möglich zu finden, das heißt: falls sie überhaupt noch dort war. Die Uhr zeigte bereits sieben Minuten nach acht und ich fürchtete, dass sie das Feld verlassen hatte. Das wäre ja fatal, gerade jetzt, wo ich ihr so nahe war!

Schon bald lag das Feld vor mir. Ich nahm eine geeignete Landeposition ein, gleichzeitig nach Isolde mit ihrem roten Kopftuch Ausschau haltend. Aber vergebens! Kein Tuch! Keine Isolde! Mein Flugzeug und ich sanken Meter um Meter, während ich verzweifelt in jedem Busch, jedem Graben nach ihr suchte, jedoch ohne sie zu entdecken. Hatte sie bereits das Feld verlassen oder hielt sie sich noch irgendwo in den Büschen auf? War sie vielleicht eingeschlafen? Sie lag doch nicht unter einem Busch schlafend!? Unmöglich. Nicht in dieser Nässe. Nur wenige  Meter über dem Boden entschied ich mich nicht zu landen, da es sinnlos erschien. Statt dessen gab ich Vollgas, stieg steil mit meiner Cessna auf fünfzig Meter hinauf. Um sicher zu sein, dass Isolde wirklich nicht mehr auf dem Feld war, flog ich noch eine Runde. Als ich sie dennoch nicht erblickte, musste ich mit traurigem Herzen einsehen, dass ich zu spät gekommen war, dass sie wirklich gegangen sein musste.

In dieser Situation konnte ich nichts anderes tun, als nach Österreich und zum Flugplatz in Aspern zurückzufliegen. Aber über welchen Teil der Grenze sollte ich es wagen? Am Besten, wäre es wohl nochmals die selbe Stelle zu wählen an der ich hereinflog….Die Wachtposten, die mich kurz zuvor gesehen hatten, könnten glauben, dass ich mich verflogen aber meinen Fehler bemerkt hätte und jetzt nichts anderes als zurück wollte. Sie müssten ja verstehen, beinahe gesehen haben, dass ich nicht gelandet bin. Gerade darum würden sie mir vielleicht passieren lassen ohne zu schießen?

Erneut auf niedriger Höhe näherte ich mich zum zweiten Mal beiden Türmen…Wiederum konnte ich die Wachtposten und sie mich aus nächster Nähe beäugen. Sie waren immer noch sehr erregt und schüttelten ihre geballten Fäuste mir und meiner verschwindenden Cessna entgegen. Ich aber winkte ihnen freundlich zu, so als ob ich mich entschuldigen wollte. Vielleicht ließen sie sich so besänftigen. Jedenfalls hörte ich keine Gewehrschüsse. Nur fünf Sekunden später hatte ich schon den Grenzfluss überquert und Schutz hinter einigen Bäumen gefunden, fünf lange, furchtbar spannende Sekunden.


Es war ein zutiefst unglücklicher Pilot, der an diesem Morgen auf dem Flugplatz in Aspern landete.